Workshop

Kooperatives Sichtbarmachen – sichtbare Kooperationen

Mittwoch, 6. April 2016 - 9.30 Uhr
eikones Forum

«Kooperation» ist in den letzten Dekaden ein wiederentdecktes Bezugsproblem disziplinärer und interdisziplinärer Forschungsfelder. Der Workshop «Kooperatives Sichtbarmachen – sichtbare Kooperationen» geht von den Desideraten aus, dass makroanalytische Kooperationsforschungen, wie sie etwa in der Governanceforschung betrieben werden, situationsvergessen sind, während interaktionistische Ansätze translokale Zusammenhänge nur schwer zu erfassen vermögen. Letztere untersuchen Kooperationen als Vollzugspraxis und haben relevante konzeptionelle Ansätze vorgelegt, die - deren methodisch-theoretische Weiterentwicklungen vorausgesetzt - neue Einsichten bei den Untersuchungen feldspezifischer und globaler Kooperationsformen versprechen. Das Moment der Aktualität von Sinnprämissen jenseits räumlicher und zeitlicher Kopräsenz wurde in neueren interaktionistischen Ansätzen als Transsequenzialität konzipiert (Scheffer). Diese Einsichten im Zusammenhang mit der Bedeutung multimodal erzeugter Artefakte, mobiler «multimodaler Ressourcen» (Mondada) und visueller Formen für die Sozialform der Kooperation zu erproben, ist der Focus des Workshops.

Soziale Formen der Kooperation und Kooperation als soziale Form wurden von der Anthropologie, Soziologie und pragmatischen Linguistik zunächst als «ongoing accomplishment“ interaktiver, lokaler Settings untersucht. Begrifflich wird ferner zwischen «co-operative action» (Goodwin) und «cooperation» (Tomasello) unterschieden, wobei das Konzept der co-operative action von der sequentiellen Emergenz gemeinsamer Aktivitäten ausgeht, während der Kooperationsbegriff auf geteilte Intentionalität abzielt. Anhand unterschiedlicher Untersuchungsgrössen wie Lokalität/Interaktion, Globalität/Weltgesellschaft/Organisation, divergierender methodologischer Fundierungen und heterogener sachlicher Felder (Professionsfelder, Recht, Energiesektor, Kunst u.a.) sollen soziale Formen der Kooperation analysiert und an empirischem Material beobachtet werden.


 Programm

6. April 2016

09.30 – 09.45Einführung: Cornelia Bohn,
Jeannette Prochnow


Kooperationspraktiken in Sport und Recht

09.45 – 10.15Christian Meier zu Verl, Würzburg:
Reenacted Vision. Epistemische
Körperpraktiken in der Strafverfolgung
10.15 – 10.45Ulrich v. Wedelstaedt, Würzburg:
Der Boxkampf zwischen Individualsport
und Kooperationsleistung
10.45 – 11.15Justus Heck, Bielefeld: Die Angst des Schiris
vor dem Elfmeter. Zur Interaktionssoziologie
des Fussballspiels
11.15 – 12.00Kommentar und Diskussion
12.00 – 13.00Mittagspause


Konzeptionelle Zugänge

13.00 – 13.30Daniel Suber, Würzburg:
Halluzinatorische Welten: Konstellationen
kontradiktorischen Glaubens als
Herausforderung für die Kultursoziologie
13.30 – 14.00Sebastian Hoggenmüller, Kiel: Sehen,
handeln, wissen – Zur ästhetischen
Re¦Konstruktionsanalyse als methodische
Kooperation
14.00 – 14.45Kommentar und Diskussion
14.45 – 15.00Pause


Sichtbarmachen globaler Kooperationen:

Politik und Energiesektor

15.00 – 15.30Ramy Youssef, Bielefeld: Frühneuzeitliche
Rangordnungen und moderne Rankings als
Sichtbarmachung diplomatischer Kooperation
15.30 – 16.00Jeannette Prochnow, Luzern: Cross-Professional
Vision als Ressource globaler Kooperation
16.00 – 16.45Kommentar und Diskussion
16.45 – 17.00Pause
17.00 – 17.45Schlussdiskussion, Moderation: Cornelia Bohn


Konzept: Cornelia Bohn, Jeannette Prochnow

Referierende: Jeannette Prochnow, Jörg Bergmann, Christian Meyer, Christian Meier zu Verl, Ulrich v. Wedelstaedt, Justus Heck, Daniel Suber, Sebastian Hoggenmüller, Ramy Youssef

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